top of page
Image by Redd Francisco

Wieder zur Arbeit

  • silkeni432
  • 21. Nov.
  • 3 Min. Lesezeit
ree

Wann wir wieder zur Arbeit gehen, ist ganz unterschiedlich, ich kenne trauernde Eltern, die sind nach 14 Tagen , andere erst nach Monaten wieder arbeiten gegangen. Bei mir kam der Gedanke an die Arbeit nach ca. drei Monaten auf. Gleichzeitig kam auch Angst auf, wie die Kollegen wohl mit mir umgehen wer

den. Ich setzte mich an den Tisch und schrieb meinen Kollegen einen Brief, was ich mir wünsche, was ich in der Lage bin zu leisten und über was ich reden möchte. Ich bat eine Kollegin, den Brief bei mir abzuholen um ihn im Aufenthaltsraum auf der Arbeit auszulegen. In späteren Gesprächen, erfuhr ich , das das sehr hilfreich für meine Kollegen war, da es sehr viel Berührungsangst nahm, mir wieder zu begegnen.

Nun kam er, der erste Arbeitstag, an dem ich dachte, auf der Arbeit hat sich ja nichts verändert, da kann ich weiter machen wie bisher...falsch gedacht.

Vor Timo seinem Unfall, hatte ich eine große Abteilung zu versorgen, ich arbeite in einer Drogerie, hatte verantwortliche Schichten und musste mich um Kollegen kümmern. Die ersten Tage, kann ich mich erinnern, weinten wir viel unter den Kollegen, aber das tat gut und nahm eine menge Druck, ich hatte noch ein bisschen Schonfrist. Aber die Arbeit geht weiter, und ich dachte immer noch ich schaff das.

Den schleichenden Übergang, an dem ich wieder volle Leistung bringen musste, kam für mich dann doch mit einem Schlag. An diesen Tag erinnere ich mich noch gut. Ich kam zur Arbeit und im Lager stand sehr viel Ware, die ich in einer bestimmten Zeit veräumen sollte. Im Einzelhandel ist es oft so, das dem Chef noch ein Chef übersteht. Genau dieser ''Überchef'' war an diesem Tag in der Filiale. Als ich in den Aufenthaltsraum kam, saß er dort mit einigen Kollegen und trank Kaffee. Als ich den Raum betrat, wurde es sprunghaft leise und es gab kein Wort des Mitgefühls seinerseits. Statt dessen plusterte er sich plötzlich auf und erzählte lautstark, wie stolz er doch auf seinen Sohn ist, der gerade seinen Motorradführerschein gemacht hatte.

Da kam dieser Moment, an dem mir klar wurde, so kann ich nicht weiter machen. Ich ging erstmal ins Lager, setzte mich hinter ein Rollcontainer und brach in Tränen aus. Irgendwie habe ich dann meine Arbeit geschafft, aber mit diesem ''Überchef''habe ich nie wieder gesprochen, ich konnte ihm gut aus den Weg gehen.

Nach Feierabend und weit darüber hinaus, habe ich nachgedacht, wie ich auf der Arbeit weitermachen kann. Ich kam zu dem Entschluss, meine Abteilung und die Managerfunktion abzugeben, dazu bin ich mit den Wochenarbeitsstunden runtergegangen. Das tat mir gut, aber den Kollegen auch, da nun keine zu hohen Anforderrungen mehr an mich gestellt worden sind.

 

Im Dezember wird es keinen Beitrag von mir geben, da die kommenden Wochen immer noch und vielleicht für immer emotional sehr anstrengend sind. Ich verabschiede mich für dieses Jahr mit den Worten zur Weihnachtszeit

                                               Du darfst Einladungen ablehnen

                                               Du darfst früher gehen

                                               Du darfst auf alte Traditionen verzichten

                                               Du entscheidest, was sich für dich richtig und machbar anfühlt.

 
 
 

Kommentare


Keine Beiträge verpassen.

bottom of page