Irrationales Verhalten
- silkeni432
- 21. Okt.
- 2 Min. Lesezeit

Hallo, eigentlich wollte ich heute über die erste Zeit auf der Arbeit schreiben, aber gestern ist mir ein Zeitungsartikel in die Hände gefallen, was mich umdenken lies. Es geht um einen Notfallseelsorger, der berichtet, was er alles erlebt in seinen Einsätzen. Für mich wichtig die Erfahrung, wie Menschen sich verhalten, wenn sie die Nachricht vom Tod eines Angehörigen bekommen. Das ist auch wichtig zu verstehen, da die Aussenwelt oft denkt...jetzt haben die den Verstand verloren.
Mein Mann hat, nachdem die Polizei uns informiert hat, jemanden angerufen, der mit ihm zu unserer Baustelle fährt, wo er sich bis zum Mittag aufgehalten hat, um aufzuräumen. Zwei Wochen nach Timo seinem Unfall, hat er die Winterreifen gewechselt, und wieder zwei Wochen später ist er zur Arbeit gegangen. Da fragen ihn heute noch Leute, wie er das machen konnte. Aber wir haben von anderen trauernden Eltern ähnliche Geschichten gehört. Eine Mutter, hat erzählt, ihr Sohn ist morgens gegen fünf Uhr, auf dem Weg zur Berufsschule verunglückt. In der Dämmerung stand die Polizei vor der Tür, um sie zu benachrichtigen. Gegen Mittag ist sie dann mit der Leiter ums Haus gegangen und hat die Dachrinnen sauber gemacht. Ihr Sohn wollte das am Mittag erledigen, wenn er wieder zurück ist.
Es ist wichtig seinen Partner in dieser Situation machen zu lassen, auch wenn es noch so Sinnlos erscheint. In dem Moment der schlimmsten Nachricht, ist das vorherige Leben nicht mehr real. Unsere Seele versucht dann etwas zu suchen, an dem wir noch Kontrolle haben. Und das ist in vielen Fällen die Arbeit, der Garten, das Auto, oder wer weiß was.
Ebenso ist es mit der Schuld, ich hatte viele Monate damit zu tun, die Schuld bei mir zu suchen. Ich machte mir den Vorwurf, hätte ich Timo doch bloß nicht zum Frühstück wach gemacht, dann hätte er länger geschlafen und wär vielleicht nicht losgefahren. Aber wir sollten uns keine Schuld geben für das unvermeidliche. Mein Mann hat lange die Schuld bei der Stadt gesucht, die das beschmierte Verkehrsschild hätten längst entfernen sollten. Dann wäre Timo vielleicht nur aufs Feld gerutscht und nicht gegen das Schild. Eine Psychologin hat mal zu einem von uns gesagt...Gebe dir nicht die Schuld, wenn es am Morgen nicht das Schild gewesen wäre, wäre es am Nachmittag der Baum gewesen. Zu der Zeit fand ich die Aussage Respektlos und Unverschämt, aber heute weiß ich, das das stimmt. Ich habe mir das Buch, das der Notfallseelsorger geschrieben hat gekauft, und ich habe in den letzten Jahren viel gelesen, aber dieses Buch ist nochmal sehr gut um Dinge besser einzuord
nen.
Der Buchtitel ist.... Und plötzlich ist nichts mehr, wie es war...von Albi Roebke





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