top of page
Image by Redd Francisco

Geschwister

  • silkeni432
  • 15. Aug.
  • 2 Min. Lesezeit

Heute möchte ich über Geschwister schreiben, die zurück bleiben und meine persönliche Erfahrung damit.

Ich wuchs mit 4 Geschwister auf, ich bin die jüngste und hatte vor allem zu meinem Bruder Bernd eine innige Beziehung. Als ich 16 und er 20 Jahre alt war, erkrankte Bernd an Blutkrebs. Vor 35 Jahren sah die Therapie so aus, das die Patienten mindestens ein Jahr im Krankenhaus behandelt wurden. Also sah mein Leben von nun an so aus, das ich jedes Wochenende nach Hamburg tramte, ich hatte noch keinen Führerschein, um ihn zu besuchen. Es waren schlimme Monate, doch es kam dann auch der Tag der Entlassung. Wir unternahmen nochmehr zusammen und hatten eine gute Zeit. Bis zu dem Tag der Nachuntersuchung. An dem Tag war ich bei einer Freundin und Bernd holte mich mit seinem Auto ab, er war sehr schweigsam und als wir bei uns auf den Hof fuhren, gab er mir seinen Autoschlüssel mit den Worten.. Kannst du haben...Ich verstand nicht wieso, und Bernd legte sich ins Bett. Ich fragte meine Mutter was los ist, und die Antwort...Bernd stirbt, finde dich damit ab...Drei Tage später starb mein Bruder im Krankenhaus. Obwoh ich noch drei Geschwister habe, war ich der einsamste Mensch der Welt, ich stürzte völlig ab und zog dann auch sehr schnell zu Hause aus. Es gab und gibt in meiner Herkunftsfamilie keine Trauerarbeit, und so habe ich mir geschworen es irgendwann besser zu machen.

Wie ich schon einmal berichtet habe, lernte ich dann ja meinen Mann kennen. Wir hatten ein gutes Familienleben, bis zu Timo seinem Unfall. Das erste Schlüsselerlebnis hatte ich ein paar Tage nach seinem Tod. Wir saßen alle im Esszimmer und im Augenwinkel sah ich unsere Tochter alleine auf dem Sofa sitzen, das tat so weh, aber ich konnte mich nicht rühren, also sagte ich etwas bestimmt, ob sich gefälligst mal jemand um sie kümmern kann. Meine Schwester kümmerte sich dann. Von da an hatte ich immer ein Auge auf unsere Tochter, das sie nicht allein war. Irgendwann kam der Tag, an dem sie wieder nach Hause musste, das war zu der Zeit eine Stadt 300 km entfernt. Mein Mann und ich hatten schnell den Wunsch sie zu uns zu holen, unternahmen auch Bemühungen,bis wir eines Tages merkten, das wir ihr damit keinen Gefallen getan haben. Sie fühlte sich unter Druck gesetzt und für uns verantwortlich. Wir lernten in der damaligen Trauergruppe, das es wichtig ist den Hinterbliebenen Geschwistern ihr eigenes Leben zu lassen. Es sind eigene Persönlichkeiten die niemanden ersetzen können. Wir haben eine Mutter in unsrer jetzigen Selbsthilfegruppe, die ihre Erfahrung so beschrieb...

Wir wollten kein Geburtstag oder Weihnachten mehr feiern, bis unsere Tochter sagte, bin ich denn nichts Wert.. Das sagt alles, in unserer großen Trauer um unser verstorbenen Kindes ist es umso wichtiger nicht zu übersehen, das das Geschwisterkind trauert und unsere Hilfe braucht, aber wenn es sich weiterentwikelt, es nicht zu bremsen, es aber in allem zu unterstützen, wenn das Kind es wünscht.

Eine Anmerkung noch, es gibt Trauergruppen für verweiste Geschwister, unserer Tochter hat es für einige Zeit gut getan dort Kontakt zu suchen.

ree

 
 
 

Kommentare


Keine Beiträge verpassen.

bottom of page